Durch die Rhön auf dem Rhön Höhen Weg

Durch die Rhön auf dem Rhön Höhen Weg

Es ist Samstag in der Früh. Ich stehe mal wieder am Bahnhof und warte auf den Zug. Dieses mal geht es für ein paar Tage auf den Rhön Höhen Weg, im folgenden RHW abgekürzt. Nicht zu verwechseln mit dem bekannten Hochrhöner! Der RHW und der Hochrhöner verlaufen zwar immer mal wieder auf der selben Strecke, aber der RHW umgeht die touristischen Hotspots wie z.b. die Wasserkuppe. Warum der RHW und nicht der Hochrhöner? Der Hochrhöner ist ein stark frequentierter Weg und ich wollte meine Ruhe und etwas Abgeschiedenheit. Beides habe ich auf dem RHW gefunden.

Der RHW ist ein 137km oder 123km langer Fernwanderweg der die Rhön fast vollständig durchquert. Warum die unterschiedlichen Kilometer Angaben? Nun, im Vorfeld meiner Recherche gibt es unterschiedliche Angaben zum Startpunkt. Laut der Seite „Wanderbares Deutschland“ vom deutschen Wanderverband soll der Weg in Burgsinn beginnen und 137km lang sein (Link zum Weg). Laut Outdooractive soll der Weg aber im wenige Kilometer entfernten Obersinn starten und 123km lang sein (Link zum Weg). Bei meiner Recherche stieß ich auf einen Bericht auf einem Wanderblog in dem geschrieben wurde, das es keine Beschilderung für den RHW bei Burgsinn gibt (Link zum Blog). Auch auf den Karten von Mapy.cz und Locus Maps ist der Start des RHW am Bahnhof in Obersinn eingezeichnet. Also entschied ich mich den GPX Track von Outdooractive auf meine Fenix zu laden und den Weg im bayrischen Obersinn zu starten.

Tag 1

Am Bahnhof in Obersinn angekommen fand ich dann auch direkt ab dem Parkplatz die ersten Wegzeichen des RHW, einen liegenden roten Tropfen auf weißen Grund. Leider gibt es, wie so oft bei deutschen Fernwanderwegen, keinen richtigen Trailhead bzw Startpunkt mit einer Tafel auf der man sich den Wegeverlauf und Sehenswürdigkeiten die einen erwarten ansehen kann.

Die ersten Kilometer verliefen auf Asphalt durch das Sinntal, dann ging es weiter auf Forstwegen durch den Wald. Im weiteren Verlauf ging es über offene Flächen durch einige Dörfer. Leider war der Asphaltanteil an diesem Tag sehr hoch, es ging sogar ein paar mal direkt auf der Straße entlang. Nicht schön und schon gar nicht für die Füße. Außerdem ließ die Beschilderung immer mehr zu wünschen übrig. Man gut das mich meine Fenix rechtzeitig erinnert wenn ich abbiegen muss oder den Track verlasse. Als Entschädigung gab es aber schon einen Eindruck von der offenen Landschaft mit den grandiosen Aussichten. Die Rhön wird ja auch als „Land der offenen Fernen“ bezeichnet.

Auf dem Weg lag eine Tankstelle die neben den üblichen Tanstellenshop Sachen auch Speisen anbietet. Ich hatte aber meine Verpflegung für den kompletten Weg dabei, was sich im weiteren Verlauf als richtige Entscheidung herausstellen sollte. Es war früher Abend und so hielt ich Ausschau nach einem Platz für die Nacht. Auf dieser Tour hatte ich die Crosshammock mit dem Wintertarp und der Exped Ultra 5R Isomatte dabei. Das war der erste Einsatz auf einer längeren Tour für dieses Setup und ebenfalls eine richtige Entscheidung. Denn ich fand zwar einen schönen Platz für die Hängematte, aber der lag neben einer Bundesstraße und der A7. Da hätte ich kein Auge zu bekommen. Ich war zwar schon ziemlich erledigt und meine Fenix hatte schon fast 30km aufgezeichnet, aber ich entschloss mich noch zum nächsten Ort zu gehen bei dem es eine Schutzhütte gab. Es ging zu dieser Hütte nochmal steil den Berg hoch und oben angekommen habe ich 32km an diesen, für April sehr warmen, Tag zurückgelegt.

Die Hütte sah relativ neu aus und war sehr sauber. Neben dem Eingang hing ein Schild „Getränkekiste“. Ich konnte damit erst nichts anfangen, doch als ich in die Hütte ging, sah ich eine große Holztruhe auf dem Boden an der Wand stehen. Ich machte sie auf und konnte nicht glauben was ich da sah: in der Truhe stand eine Kiste mit alkoholfreien Bier und Radler, sowie eine Kiste Mineralwasser, Limos und Säfte! Dazu eine Vertrauenskasse und eine Preisliste. Trailmagic pur! Sowas habe ich noch nie auf meinen Wanderungen gefunden. Ich war so glücklich und überrascht nach diesem doch anstrengenden Tag, das ich fast ein bisschen Pipi in den Augen hatte. Ich machte mir ein wunderbar leicht gekühltes alk freies Radler auf und genoss es mit Blick auf den Sonnenuntergang. In der Hütte machte ich es mir für die Nacht bequem und schlief nach dem Essen auch bald ein. Am nächsten Morgen habe ich noch einen kleinen Dankeszettel geschrieben und zusammen mit etwas extra Geld in die Kasse geworfen.

Tag 2

Nach einer ruhigen Nacht in der Hütte und einem guten Kaffee ging es weiter. Der Himmel war grau, aber das passte zu dem mysthischen Wald mit den knorrigen, alten Buchen durch den mich der Weg auf eine Hochebene führte. Man kann den Bäumen ansehen das das Wetter hier rau sein kann.

Ich kam an einem Gasthof vorbei, aber mal wieder zu früh. Bisher überwog der Anteil an Naturwegen, was eine Wohltat für meine Füße war. Es ging durch einen Fichtenwald bis ich wieder auf offener Wiese stand. Ich stand vor einem Gasthof in einem Skigebiet der wohl erst vor kurzem abgebrannt ist. Hier gab es wieder Liegebänke von denen man die herrliche Landschaft genießen konnte.

Es ging wieder bergab auf einem Pfad durch einen schönen Buchenwald mit viel Bärlauch. An diesem Tag sollte es noch sehr oft hoch und runter gehen und einige Höhenmeter zusammen kommen. Ich kam an dem Kloster Kreuzberg vorbei. Dort hätte ich einkehren können, aber es war mir einfach zuviel los. Über weite Wiesen ging es weiter und ab und zu sah man auch mal eine Ziege. Im Tal lag der Ort Oberweißenbrunn und es gab einen Gasthof, der leider noch nicht geöffnet hatte. Es ging wieder bergauf auf den 888m hohen Himmeldunkberg auf dem ein mächtiges Kreuz steht. Dort oben hat man fast eine 360 Grad Sicht in die Ferne.

Am roten Moor vorbei ging es noch weiter bergauf zum Heidelstein mit der ehemaligen Senderanlage. Das ist mit 925m der höchste Punkt auf der Tour. Mich hat diese Landschaft und die Abwechslungen so gefesselt, das ein Kilometer zum anderen kam und meine Fenix am Ende des Tages 38,5km und 1260 Höhenmeter aufgezeichnet hat. Entsprechend erledigt war ich dann auch.

Tag 3

An diesem Tag ging es nach einem frisch gebrühten Kaffee von der langen Rhön runter. Die meisten Höhenmeter der Tour lagen hinter mir. Vorbei am schwarzen Moor kam ich an einem Grenzturm der ehemaligen innerdeutschen Grenze vorbei. Hier gab es meinen ersten Stempel für das Touringen Stempelheft. Über Wiesen ging es weiter zu einem Ort der laut meiner Karte einen kleinen Laden haben sollte. Ich wollte mir eine Cola und ein paar Snacks kaufen. Im Ort fragte ich einen Anwohner nach dem Weg, aber der sagte mir das der Laden schon seit ein paar Jahren geschlossen ist. Man gut das ich mich nicht drauf verlassen habe und entsprechend Verpflegung eingepackt hatte.

Ein paar Kilometer hinter dem Ort kam ich wieder in ein Skigebiet mit einem relativ neuen Aussichtsturm, Noahs Segel genannt. Hier gab es wieder Liegebänke von denen man die Landschaft genießen konnte. Ich legte meine Mittagspause ein und ließ meinen Quilt in der Sonne lüften. An diesem Tag wollte ich es ruhiger angehen. An einem weiteren Grenzturm mit Rastplatz beschloss ich mein Lager für die Nacht aufzuschlagen, denn es gab einen schönen Platz für meine Hängematte mit Blick auf den Sonnenuntergang.

Tag 4

Nach einer sehr erholsamen Nacht ging es durch ein kleines Dorf. In dem Dorf konnte man so einige Verwendungsmöglichkeiten für den ehemaligen Grenzzaun sehen. Stücke davon wurden für Hühnerställe oder Beeteinfassungen verwendet.

Der Weg verlief wieder mehr durch Wald und zwischendurch über Wiesen mit Ausblick. Der Frühling hat in den tieferen Lagen Einzug gehalten und alles war am blühen. An einer größeren Hütte des Rhön Klubs legte ich meine Mittagspause ein. Mal wieder mit einer tollen Aussicht!

Ich hätte den Weg an diesem Tag schon zu Ende gehen können, aber dann hätte ich keine Zugverbindung mehr nach Hause gehabt. Mit Unterkünften sah es auch nicht gut aus, also beschloss ich noch durch den Ort Stadtlengsfeld zu gehen bis zu einer Schutzhütte. Im Ort konnte ich dann endlich auch mal einkehren und ein leckeres lokales Bier trinken.

Unweit der Hütte fand ich einen guten Platz für meine Hängematte und konnte noch einmal eine sehr ruhige und erholsame Nacht verbringen bevor es am nächsten Tag die letzten paar Kilometer bis zum Endpunkt in Bad Salzungen ging.

Tag 5 / Abreise

An diesem Tag war der Endpunkt in Bad Salzungen nur noch ein paar Kilometer entfernt. Ich konnte etwas länger schlafen und den morgendlichen, in Sonnenlicht getauchten Wald genießen. Die Nacht war sehr ruhig. Nachdem die letzten Vögel aufgehört hatten zu singen kehrte eine Totenstille ein. Nicht mal eine Maus raschelte durchs Laub.

In Bad Salzungen gibt es genug Einkaufsmöglichkeiten, so das ich mich noch etwas für die Rückfahrt eindecken konnte. Der Endpunkt des Rhön Höhen Weg ist an der Saline, etwas vom Bahnhof entfernt.

Fazit

Kurz und knapp: Der Rhön Höhen Weg ist ein sehr schöner Weg! Es gibt spektakuläre Aussichten, viel zu entdecken und viel Abwechslung. Und es gibt jede Menge Ruhe und Abgeschiedenheit. Andere Wanderer traf ich nur um die touristischen Hotspots herum und einmal eine kleine Gruppe die den Hochrhöner gegangen sind. Leider ist die Versorgungslage nicht gut, so das man viel Proviant mit schleppen muss. An Wasser mangelt es auf dem Weg jedoch nicht. Man sollte eine gute Kondition mit bringen, denn es gibt lange und auch knackige Anstiege. Ansonsten ist der Weg anspruchslos und einfach zu gehen.

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