Ein unerwartetes Ende

Ein unerwartetes Ende

Es ist Montag, ich habe Urlaub und der Wecker klingelt früher als wenn ich zur Arbeit muss. Nicht ohne Grund, denn ich will mal wieder in den Harz zum wandern und Stempel sammeln. Um kurz nach 6 fahre ich mit dem Zug nach Werningerode und von dort aus mit dem Bus weiter nach Stiege, an den Startpunkt des Selketalstieg.

Ich möchte dieses Jahr die Harzer „Fernwanderwege“ wie z.B. den Hexenstieg oder den Grenzweg gehen. Als erstes hab ich mir den Selketalstieg ausgesucht. Der Selketalstieg ist ein ca 70km langer Wanderweg von Stiege, durch das Selketal, nach Quedlinburg. Der Weg befindet sich im östlichen Teil des Harz und dort war ich bisher noch nicht. Es sollten also einige Stempel der Harzer Wandernadel zu holen sein. Den GPX Track der Strecke habe ich mir runter geladen und in Locus Map auf meinem Smartphone eingefügt. Dort habe ich auch alle Stempelstellen in der Karte, so das ich sehen kann welche Stempel direkt am Weg liegen oder in der Nähe sind. Insgesamt gab es 17 Stempel zu holen, Motivation genug!

Um kurz nach 10 kam ich in Stiege an. Insgesamt war die Fahrt mit Zug und Bus entspannt und so ging ich gut gelaunt, bei strahlendem Sonnenschein in Richtung des Stieger Bahnhofs. Neben der Stabkirche ist der Startpunkt des Weges, dort steht auch eine Infotafel zum Selketalstieg. Der Weg verläuft fast parallel zur Strecke der Selketalbahn, einer Schmalspurbahn auf der alte Triebwagen und Dampfloks eingesetzt werden. Entlang des Weges gibt es kleine Haltestellen, so das man zwischendurch auch mit dem Zug ein Stück weiter fahren kann wenn man nicht mehr laufen mag.

Es ging zwischen Feldern in Richtung des ersten Stempel, Nr. 55 Wüstung Selkenfelde. Dieser Stempel liegt nicht direkt am Wegverlauf, es war aber auch nur ein kurzer Abstecher, so das ich den Stempel mit genommen habe. Dort musste ich dann auch schon die ersten umgestürzten Bäume umrunden. Der Borkenkäfer und die Trockenheit haben dem Wald stark zugesetzt und die Stürme Anfang des Jahres haben für viel Windbruch gesorgt. Ich habe mich mental schon auf einige Kletterpartien eingestellt.

Weiter ging es auf einen naturnahen Weg durch einen schönen Buchenwald mit kleinen Lichtungen und Wiesen. Bei Friedrichshöhe lagen wieder einige Fichten auf dem Weg und es war kein durchkommen. Zum Glück konnte ich einem Feldweg weiter folgen, der mich dann wieder zum Weg gebracht hat. Entlang der Selke ging es weiter zum nächsten Stempel, Nr. 172 Katzsohlteich. Der Katzsohlteich ist ein Stauteich der früher eine Marmormühle mit Wasser versorgt hat. Dort gibt es ein paar Rastplätze und so machte ich erstmal eine Mittagspause. Bis hier hin war der Weg wirklich sehr schön und meine Motivation ungebrochen.

Das sollte sich aber schon kurz hinter Güntersberge ändern. Erst ging es durch den Ort und dann weiter auf Schotter und Forststraßen bis nach Straßberg. Zwischendurch habe ich noch einen Abstecher zum Stempel Nr. 173 Elbingstalteich gemacht. In Straßberg angekommen, habe ich eine Gaststätte aufgesucht und mir erstmal ein großes Radler gegönnt. Meine Stimmung war schon gedämpfter. Der Schotterstraßenabschnitt zog sich gefühlt ewig hin, denn es gab nichts Interessantes zu sehen. Das setzte sich auch weiter bis zu meinem geplanten Übernachtungsplatz am Stempel Nr. 176 Uhlenköpfe Hänichen fort. Als ich dort ankam, hatte ich 25km hinter mir und entsprechend müde war ich. Auf einer Kuppe gab es eine Sitzmöglichkeit mit Tisch und einer tollen Aussicht. Naja, zumindest war die Aussicht vor ein paar Jahren wohl noch schön. Jetzt kann man seinen Blick über abgeholzte Hügel schweifen lassen. Nicht besonders schön…

Und dieser Kahlschlag sollte mir noch zum Verhängnis werden. Denn ich hatte wie immer meine Hängematte zum Übernachten dabei. Am geplanten Übernachtungsort konnte ich keine zwei Bäume finden die für eine Hängematte geeignet waren, denn es gab so gut wie keinen Wald mehr. Nur noch vereinzelt stehende Bäume und ein paar Schonungen mit Jungbestand. So etwas habe ich noch nicht erlebt! Riesige Flächen sind gerodet! Also ging ich weiter, denn irgendwo muss es doch einen passenden Platz gben! Die Füße schmerzten und die Sonne ging langsam unter. Zwischendurch gab es immer mal wieder etwas Wald mit passenden Bäumen, doch die hatten alle Trockenschäden. Tote Äste und abfallende Rinde sind Warnzeichen genug, das man unter solchen Bäumen sein Lager besser nicht aufschlägt. Mir rannte die Zeit davon, denn es dämmerte schon. Ein Blick auf die Karte und ich fasste den Entschluss noch bis Alexisbad zu gehen. Entweder ich finde unterwegs noch einen Platz oder ich nehme mir ein Hotelzimmer in Alexisbad. Wenn ich überhaupt noch ein Zimmer bekomme…

Ich fand keinen Platz mehr. Der Wald, der noch da war, war tot. Unglaublich! Mit solch massiven Schäden habe ich nicht gerechnet. Sonst hätte ich eine Isomatte als Backup mit genommen und notfalls in einer Schutzhütte genächtigt. So habe ich noch den Stempel Nr. 177 Verlobungsurne geholt und bin zum Hotel gegangen. Dort kam ich kurz vor 21 Uhr an, nach 30km an diesem Tag. Zum Glück war noch ein Zimmer frei. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt und ich beschloss am nächsten Tag die Heimreise anzutreten. Der Weg war einfach nicht schön und ich hatte auch keine Lust mehr auf eine weitere vergebliche Lagerplatzsuche. Denn in der Nähe des nächsten, geplanten Spots gab es kein Hotel in der Nähe.

Ob ich in der nächsten Zeit wieder in den östlichen Harz fahren werde ist fraglich. Als nächstes steht der Südharzer Dampflok Steig auf dem Plan. Ich bin gespannt wie die Situation dort ist.

Hier findest du meine aufgezeichnete Strecke: Stiege bis Silberhütte und Silberhütte bis Alexisbad

Ich habe unterwegs keine Fotos gemacht, aber ein bisschen gefilmt:

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